Dieses Konzert wurde unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise 2015 von mir initiiert und organisiert.
Als ich vor zwei Wochen Einladungen zu diesem Abend verteilt habe, fragte mich jemand frei heraus: Warum syrische Kinder, wissen Sie, wie viele Kinder im vergangenen Jahr in Afrika gestorben sind? Diese Zahl kann ich Ihnen nicht nennen, aber ich erzähle Ihnen gerne, dass ich im vergangenen Herbst durch meine Arbeit mit geflüchteten Menschen viele Jugendliche kennengelernt habe, die sich ganz alleine auf den weiten Weg in die erhoffte Sicherheit gemacht haben und durch die ich auf die Idee kam, diesen Abend zu initiieren.
Eines Abends stand ich vor dem LaGeSo und sprach mit einer der unermüdlichen HelferInnen von „Moabit hilft“, als plötzlich ein Junge auf sie zustürmte und sie nicht mehr aus seinen Armen lies. Sie sagte mir hinterher, dass er oft nachts kommt und einfach mit ihnen Zeit verbringen möchte, weil er alleine ist und es in der Notunterkunft nicht aushält. Dann also lieber in der Eiseskälte vor dem LaGeSo, aber dafür in Gesellschaft. Ich habe viele Menschen kennengelernt, von denen mir einige sehr ans Herz gewachsen sind und die auch heute zu meiner großen Freude hier im Saal sitzen.
Eines Morgens brachte ich nach einer Nachtschicht in einer Notunterkunft die Gäste aus dieser wieder zum LaGeSo zurück. Es war kalt und regnerisch und die Familien mit teilweise kranken Kindern sprichwörtlich im Regen stehen lassen zu müssen, lies mich in Tränen ausbrechen. An diesem Punkt wurde mir klar, dass ich den Abstand verloren hatte, ihn nicht wahren konnte und – auch um mich selbst zu schützen – meine Hilfe würde umlenken müssen.
Außerdem ist es mir wichtig, nicht nur den Menschen hier zu helfen, sondern auch jenen Menschen zu helfen, die noch vor Ort in den großen Lagern ausharren müssen, indem wir wenigstens einen kleinen monetären Beitrag zur Verbesserung ihrer Situation senden. Das was ich hier in Berlin gesehen habe, lässt mich nur erahnen, wie die Bedingungen in den großen, hunderttausende von Menschen fassenden Lagern sein müssen. Während meiner Tätigkeit für geflüchtete Menschen kam ich auch in Kontakt mit Helfenden, die mir von rassistischen Übergriffen und ernsthaften Bedrohungen aus der rechten Szene berichteten, und es erschreckte und erschütterte mich, in welchem Ausmaß ausländerfeindliche Haltungen in Deutschland innerhalb von kurzer Zeit zu Tage getreten sind. Aus diesem Grund habe ich für diesen Abend eine Lesung des Werkes „Brief an mein Kind“ von Ilse Weber gewählt. Ilse Weber hat, bevor sie nach Theresienstadt deportiert wurde, wie viele Mütter heute wieder ihren kleinen Sohn Hanuš fortgeschickt und damit in Sicherheit gebracht. Ich freue mich außerordentlich, für diese Lesung Katja Riemann, selbst Mutter und helfende Hand, gewonnen zu haben. Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle auch unserer Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, aussprechen und ihr für die Übernahme der Schirmherrschaft und das sehr persönliche, berührende Grußschreiben von Herzen danken. Es freut mich außerordentlich, auch auf politischer Ebene Unterstützung in dieser wichtigen Sache zu erfahren.
Mit diesem Konzert wählte ich den Weg, meine Hilfe durch Musik auszudrücken und durch Ihre Hilfe und Ihr zahlreiches Kommen heute, ist es möglich, diese ideelle auch in eine finanzielle Unterstützung umzuwandeln. Dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken.
Aus einer anfangs kleinen Idee entstand ein immer größeres Projekt, das mit der Unterstützung vieler kleiner und großer Helferinnen und Helfer seine Zeit zum wachsen brauchte, und ich freue mich, endlich heute Abend mit Ihnen gemeinsam hier zu sein. Es sind vielleicht keine 1000 Menschen mehr kurz vor dem Erfrieren vor dem LaGeSo, aber es sind immer noch Hunderttausende in den Lagern, die an eine bessere Zukunft glauben. Viele Eltern haben es geschafft, ihren Kindern trotz schwerer Traumata ein wenig Normalität zu schenken, und durch die Arbeit der Unicef, die es möglich macht, den Kindern auch weiterhin eine Ausbildung zu geben, wird dies zusätzlich unterstützt. Kinder brauchen nicht nur eine Zukunft, sie sind unsere Zukunft, unser Morgen und dafür müssen wir Ihnen heute das Fundament bauen.