Wie stolz wir doch waren. Wir waren Papst. Und jetzt? Hat sich etwas verändert? Nein. Wir können uns nur nicht mehr den Erfolg eines Anderen auf die Fahne schreiben. Na, wenigstens haben wir ein wenig mitspielen dürfen, auf dem großen Spielplatz, dem Schauspiel mit Gott in der Hauptrolle. Oder spielt er doch nur eine Nebenrolle? Einen supporting act, wie unsere englischsprachigen Mitbewohner so schön sagen. Ja, man bekommt ein wenig das Gefühl, das Gott, Abraham, Isaac, Jakob, Moses, Jesus und Mohammed in den Hintergrund geraten sind. Zweitrangig. Sie werden benutzt, von unserer Ratio umgewandelt in eine Waffe, die wir gegen uns selbst richten. Wir vergessen unsere Wurzeln und verdrehen die Geschichte, um Macht zu haben. Macht über die Menschheit. Doch sind wir nicht alle Nachfahren, Verantwortungsträger des Bundes, den Abraham mit Gott vor über 3000 Jahren schloss? Wir sind wie die Knospen, die am Ende eines Zweiges wachsen, der vom Ast mit dem Stamm verbunden ist. Vor langer Zeit war das nur ein Korn, ein Samen der Wurzeln schlug. Daraus entstand ein Trieb, ein kleines, zartes Pflänzchen, aus dem ein starker, großer Baum entstand, der sich teilte und wieder teilte und verschiedenste Richtungen einschlug, mit langen, kurzen, dünnen und dicken Ästen, Zweigen, neuen Trieben, Knospen und Blättern. Wir sind die Knospen, die neuen Triebe, die den Durchblick zum anderen Ende des Baumes verloren haben. Verständlich. Bei so viel Holz verliert man durchaus mal den Überblick. Wie sagt man doch? Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. So ist das auch mit den verschieden Religionen. Sie haben die gleichen Wurzeln und sind doch in so verschiedene Richtungen gewachsen. Rabbiner, Priester, Imam – allesamt als Chacham zu bezeichnen. Weiser.